Ametropien wie Myopie, Hyperopie, Astigmatismus oder Presbyopie sind weit verbreitet – und vor allem natürlich, das heißt angeboren, erblich oder Folge eines Alterungsprozesses. Diese Ametropien werden nicht als Krankheiten betrachtet und können in fast jedem Fall durch optische Mittel (Brillen oder Kontaktlinsen) korrigiert werden.
Eine Frage der Qualität
Wann benötigt man Brillen oder Kontaktlinsen? Das Kriterium für gutes Sehen ist das persönliche Wohlbefinden. Abgesehen von der Verkehrssicherheit und bestimmten Berufen, bei denen gutes Sehen lebenswichtig ist, gibt es keine Vorschriften, die eine perfekte Sicht verlangen. In vielen Fällen wird jedoch eine visuelle Korrektur empfohlen, da sie auch einen persönlichen Gewinn darstellt. Für Kinder und Jugendliche ist eine gute Sehschärfe in jedem Fall eine wichtige Voraussetzung: Damit sich das visuelle System eines Menschen richtig entwickeln kann, müssen seine Augen ebenfalls in der Lage sein, perfekt zu sehen.
4 von 5 benötigen eine Sehbehelfe
- Brillen (55,2%)
- Brillen & Kontaktlinsen (22,2%)
- Kontaktlinsen (2,7%)
- Operative Korrektur (2,9%)
- Keine Sehbehilfe (17,1%)
Heute trägt die Mehrheit der Bevölkerung Brillen oder Kontaktlinsen. Das zeigt, wie wichtig gutes Sehen für Lernen, Arbeit und einfach im Alltag ist. Eine gute Sicht in jeder Situation zu ermöglichen, ist eine Aufgabe, die die Augenoptik in fast jedem Fall erfüllen kann: mit optischen Methoden, die den Lauf der Lichtstrahlen korrigieren, ohne die Augen physiologisch zu verändern.
Unterschiede nach Altersgruppen
- Brillen
- Brillen & KL
- Kontaktlinsen (KL)
- Operative Korrektur
- Keine Sehbehilfe
Mit zunehmendem Alter wird das Tragen von Brillen und Kontaktlinsen immer wichtiger. Während 30% der 16-24-Jährigen keine Sehbehelfe benötigen, sind es unter den 55-74-Jährigen nur noch 10,5%. Neben den steigenden Anforderungen an gutes Sehen sind es vor allem die älteren Menschen, die die Anzahl der Träger von Sehbehelfen erhöhen.
Myopie
Ein Auge ist myopisch, wenn sein punctum remotum (der Punkt, der am weitesten entfernt ist, bei dem das Auge noch scharf sieht) nicht im Unendlichen, sondern in einer begrenzten Entfernung vor dem Auge liegt. Dies wird meistens durch ein anatomisch zu langes Auge verursacht. Beim Blick in die Ferne fokussieren die Lichtstrahlen vor der Netzhaut. Myopie wird in der Regel durch ein anatomisch zu langes Auge verursacht. Es kommt seltener vor, dass der Brechungsindex des Auges im Vergleich zur (korrekten) Länge zu hoch ist. Die Länge des Auges ist angeboren und kann sich während des Wachstums verändern. Myopie kann vererbt werden. Sie birgt auch gesundheitliche Risiken (Schäden an der Netzhaut). Myopie kann seltener auch durch bestimmte Krankheiten verursacht oder verstärkt werden.
Myopische Korrektur
Mit einer negativen Linse (in Form von Brillengläsern oder Kontaktlinsen) können die Lichtstrahlen so vor das Auge gelenkt werden, dass das Bild des beobachteten Objekts sehr genau auf der Netzhaut wiedergegeben wird. Die Sehschärfe nimmt exponentiell mit zunehmender Myopie ab. Eine Reduzierung auf 50% der Sehschärfe kann bereits durch eine Myopie von -0,5 Dioptrien verursacht werden. Das visuelle System von Myopen ist auf die Nähe eingestellt. Dazu kommt noch die Akkommodationsfähigkeit der Linse, wodurch das punctum proximum (= der nächstgelegene Punkt, der noch deutlich gesehen werden kann) bei Myopen nur wenige Zentimeter vor den Augen liegt. In der „Brillenpass“ bzw. Kontaktlinsenpass wird die Myopie durch negative Dioptrien (dpt) ausgedrückt.
L’acuité visuelle diminue exponentiellement avec l’augmentation de la myopie. Une réduction à 50% de l’acuité visuelle peut déjà être occasionnée par une myopie de -0,5 dioptrie. Le système visuel des myopes est adapté à la proximité. A cela s’ajoute encore la capacité d’accommoder du cristallin, ce qui amène le punctum proximum (= point le plus proche qui peut encore être vu distinctement) chez les myopes à quelques centimètres devant les yeux.
Dans le „passeport“ lunettes, respectivement lentilles de contact, la myopie est exprimée par des dioptries (dpt) négatives.
Zunehmende Myopie
Weltweit nimmt die Anzahl der myopen Kinder in den letzten Jahren deutlich zu. Eine aktuelle Studie aus Taiwan zeigt, dass Kinder, die viel Zeit vor elektronischen Geräten verbringen, deutlich häufiger ametrop sind als Kinder, die im Freien spielen. Der Nahblick, der ständig auf Fernseher, Computer und Smartphone gerichtet ist, sowie das Fehlen von natürlichem Licht sind wichtige Faktoren für die Verstärkung der Myopie. Jugendliche, die wöchentlich mehr als 14 Stunden im Freien verbringen, werden laut amerikanischen Forschern zwei- bis dreimal seltener myopisch als gleichaltrige „Stubenhocker“.
Hyperopie
Hyperopie wird meistens durch ein anatomisch zu kurzes Auge verursacht. Es kommt seltener vor, dass der Brechungsindex des Auges im Vergleich zur (korrekten) Länge zu niedrig ist. Das hyperope Auge muss sich zusätzlich durch Akkommodation der Linse anpassen, wenn es in die Ferne sehen möchte. Ohne Akkommodation würde ein Bild eines Punktes, der sich im Unendlichen befindet, unscharf auf der Netzhaut abgebildet. Das Bild würde hinter der Netzhaut fokussiert. In den meisten Fällen ist Hyperopie angeboren und kann bis zu einem gewissen Grad vererbt werden. Besondere Aufmerksamkeit sollte ihr bei optischen Untersuchungen geschenkt werden, da sie in der Jugend oft nicht bemerkt wird. Ein starkes kompensatorisches Verhalten in der Kindheit kann zu späteren Problemen führen. In der Jugend kann eine leichte Hyperopie oft perfekt kompensiert werden, wenn auch durch verstärkten visuellen Aufwand. Dieser findet jedoch, wie alle physiologischen Prozesse des Sehens, unbemerkt und nahezu unkontrolliert statt. Bei stärkerer Hyperopie oder bei etwas älterem Alter wird dieser Aufwand seinen Tribut fordern: es treten oft frühe Ermüdung, Augenschmerzen, Kopfschmerzen oder auch Rückenschmerzen oder Nackenschmerzen auf.
Dans la plupart des cas, l’hypermétropie est innée et peut jusqu’à un certain niveau s’hériter.
Une attention particulière doit lui être accordée lors d’examens optiques parce qu’elle n’est souvent pas remarquée au cours de la jeunesse. Un comportement compensatoire fort au cours de l’enfance peut mener à des problèmes ultérieurs.
Durant la jeunesse, une légère hypermétropie peut souvent être parfaitement compensée, certes par un effort visuel renforcé. Celui-ci se déroule toutefois, comme tous les processus physiologiques de la vision, sans être remarqué et quasi de manière incontrôlée. En cas d’emmétropie plus prononcée ou d’un âge un peu plus avancé, cet effort exigera son tribut: ce seront la plupart des cas de fatigue précoce, douleurs oculaires, maux de tête, ou encore douleurs dorsales ou de la nuque.
Hyperopische Korrektur
Mit einer positiven Linse (in Form von Brillengläsern oder Kontaktlinsen) können die Lichtstrahlen so vor das Auge gelenkt werden, dass das Bild des beobachteten Objekts sehr genau auf der Netzhaut wiedergegeben wird. Im „Brillenpass“ bzw. Kontaktlinsenpass wird Hyperopie durch positive Dioptrien (dpt) ausgedrückt.
Dans le «passeport» lunettes, respectivement lentilles de contact, l’hypermétropie est exprimée par des dioptries (dpt) positives.
Astigmatismus
Unter den Bestandteilen des Auges leistet die Hornhaut den größten Beitrag zur Brechung. Bei einem emmetropen Auge hat die Hornhaut eine regelmäßige Krümmung, sodass die einfallenden Lichtstrahlen alle auf der Fovea fokussiert werden. Unregelmäßigkeiten in der Hornhaut führen zu einem verzerrten Bild, sodass ein rundes Objekt oval oder strichförmig erscheint. Der hornhautbedingte Astigmatismus ist meistens angeboren, aber Hornhautverletzungen können ebenfalls einen Astigmatismus verursachen.
- Im Meridian der Längsachse, also vertikal, wird das Licht nach einer bestimmten Krümmung gebrochen. Die parallelen einfallenden Lichtstrahlen werden an einem bestimmten Punkt (A) fokussiert.
- Wenn die horizontale Krümmung im Meridian des Quermandels unterschiedlich ist, fokussieren die Lichtstrahlen an einem anderen Ort im Auge (B). Ein Punkt wird in A und B wahrgenommen, also an unterschiedlichen Stellen, und daher als Strich interpretiert.
- Die Korrektur durch eine astigmatische Linse ermöglicht es, die beiden Brennpunkte wieder übereinanderzulegen.
La correction à travers un verre astigmatique permet de superposer à nouveau les deux points focaux.
Astigmatische Korrektur
Ein ausgeprägter Astigmatismus kann jedoch die Sicht erheblich beeinträchtigen. Die Korrektur erfolgt durch Brillen mit speziell geschliffenen Zylindergläsern oder durch Kontaktlinsen mit entsprechender Korrektur. In einigen Fällen können maßgeschneiderte Linsen oder eine Hornhauttransplantation (Keratoplastik) ebenfalls hilfreich sein.
Auf dem Brillenrezept bzw. dem „Pass“ der Kontaktlinsen wird der Wert der astigmatischen Korrektur als Zylinder (Zyl.) und Achse (A) angegeben.
Presbyopie
Mit zunehmendem Alter verliert die Linse an Elastizität. Dieser Prozess beginnt bereits nach dem ersten Lebensjahrzehnt, wird jedoch erst ab etwa 40 bis 50 Jahren wirklich spürbar: wenn „die Arme zu kurz geworden sind, um die Zeitung zu lesen“. Je stärker sich die Linse biegen kann, desto näher können Objekte fokussiert werden. Durch die zunehmende Verringerung der Flexibilität entfernt sich das punctum proximum vom Auge. Während die Akkommodationsfähigkeit bei Kindern noch 12 Dioptrien (dpt) und mehr beträgt, nimmt dieser Wert mit dem Alter ab. Wenn er auf weniger als 4 dpt gefallen ist, spricht man von Presbyopie.
Korrektur: Auch Emmetropen werden irgendwann eine Sehbehilfe benötigen, wenn sie perfekt in der Nähe sehen wollen. Sie verwenden oft Lesebrillen – diese müssen jedoch beim Sehen in die Ferne abgenommen werden. Wer in allen Entfernungen gut sehen möchte, ohne die Brille abzunehmen, wird von Gleitsichtgläsern profitieren. Kontaktlinsen gibt es ebenfalls in bifokalen oder multifokalen Varianten.

Binokulare Anomalien
Eine gute Wahrnehmung mit beiden Augen ergibt sich zum einen aus einer gesunden Zusammenarbeit dieser Augen und zum anderen aus den visuellen Reizen und Signalen, die zur Fusion der visuellen Eindrücke beider Augen beitragen, um ein einheitliches Bild zu erzeugen. Da solche Reize in der Umgebung vorhanden sind, ist unser visuelles System auch in der Lage, ein qualitativ hochwertiges Bild unserer Umgebung zu liefern, selbst bei leichten Fehlstellungen (z.B. latentes Strabismus) oder unterschiedlichen Sehschärfen zwischen den Augen.
← Prismen-Korrektur: Visuelle Defekte aufgrund einer falschen Position der Augen können optisch durch Prismenbrillen ausgeglichen werden.
HétérotropieWenn die Augen trotz der Fusionsreize nicht in der Lage sind, einen Punkt zu fixieren, handelt es sich um manifestes Strabismus. Man sieht doppelt, es sei denn, das Gehirn unterdrückt das Bild eines der Augen, um Irritationen zu vermeiden.
Heterophorie / Winkelametrie: Wenn man ein einfaches Bild dank der Reize sehen kann, trotz einer falschen Position der Augen, spricht man von latentes Strabismus. Um Doppelbilder zu vermeiden, muss das visuelle System korrektiv eingreifen. Dies kann langfristig zu Ermüdung führen. Wenn die Bildposition horizontal verschoben ist, kann dies zu erheblichen Sehproblemen, Leseschwierigkeiten und Kopfschmerzen führen. In solchen Fällen kann die Abweichung mit Hilfe eines Testinstruments ermittelt und mit Prismenbrillen korrigiert werden.
AnisometropieDie Augen sind nicht immer gleichermaßen von einer Ammetropie betroffen. Ein Auge kann z.B. etwas mehr kurzsichtig sein als das andere oder eine stärkere Hornhautverkrümmung aufweisen. Es gibt extreme Fälle, in denen ein Auge weitsichtig und das andere kurzsichtig ist.
AniseikonieWenn Größen und Formen von den beiden Augen unterschiedlich wahrgenommen werden, spricht man von Aniseikonie. Diese kann anatomische (aniseikonie der Netzhaut), nervliche (funktionelle Aniseikonie) oder optische (z.B. zwei emmetropen Augen unterschiedlicher Größe) Ursachen haben.
Nachtblindheit / Nyktalopie
Keine Lichtverhältnisse, keine Sicht. Damit wir auch nachts, bei Mondschein oder unter den Sternen sehen können, hat das Auge besonders empfindliche Lichtzellen, die Stäbchen, entwickelt. Visuelle Schwierigkeiten bei Dämmerung oder Dunkelheit können auftreten, wenn der Übergang zur Nachtsehfähigkeit mit den Stäbchen gestört ist. Dies stellt ein Hindernis für die Anpassung der Augen an die Dunkelheit dar. Wenn diese Stäbchen beschädigt oder weitgehend unbrauchbar sind, spricht man von Nachtblindheit. Dieses medizinische Problem kann nicht durch optische Mittel korrigiert oder kompensiert werden. Bei schlechten Lichtverhältnissen wird die Sicht logischerweise schwieriger, selbst für gesunde emmetropische Augen. Die Sicht auf nahe und ferne Objekte wird reduziert, ebenso wie die räumliche Wahrnehmung und somit die Fähigkeit, Distanzen und Größen einzuschätzen.
Farbsehstörungen
Die meisten Farbsehstörungen sind angeboren und geschlechtsbedingt erblich. Männer sind deutlich häufiger betroffen als Frauen (siehe Tabelle unten). Die Schwäche für Grün ist am häufigsten (50 % der Fälle), gefolgt von der Grünblindheit (25 %), der Rotblindheit (15 %) und der Schwäche für Rot (10 %). Störungen im Bereich Blau sind sehr selten, ebenso wie eine totale Farbenblindheit.
Neben den angeborenen Farbsehstörungen gibt es auch erworbene. Diese äußern sich durch veränderte Farbwahrnehmungen. Im Gegensatz zu den angeborenen Störungen können sie auch nur auf einem Auge auftreten. Dies kann bei bestimmten Erkrankungen der Netzhaut oder des Sehnervs vorkommen. Einige Vergiftungen und Medikamente können ebenfalls eine Veränderung der Farbwahrnehmung verursachen.
Niedrigsehfähigkeit ("Low Vision")
"Niedrigsehfähigkeit" beschreibt eine Einschränkung des Sehvermögens, die weder durch Brillen noch durch Kontaktlinsen korrigiert werden kann. Eine solche Einschränkung kann verschiedene Ursachen haben und unterschiedliche Auswirkungen zeigen.
In unserer Welt, in der das Sehen stark beansprucht wird, ist der Alltag mit eingeschränkter Sehschärfe schwierig. Die Orientierung wird unsicher, und die Mobilität im Straßenverkehr ist eingeschränkt. Das Lesen von Zeitungen, Fahrplänen, Etiketten oder Kontoauszügen wird erschwert; Handarbeiten, Körperpflege, Haushaltsarbeiten, das Suchen nach Gegenständen usw. werden zunehmend schwieriger oder sogar unmöglich. Die Unabhängigkeit, Sicherheit und Mobilität nehmen ab, was zunehmend externe Hilfe erforderlich macht.
Auch wenn die Ursachen für diese Sehschärfeverluste nicht beseitigt werden können und die Auswirkungen nicht ausreichend kompensiert werden können, bleibt die Möglichkeit, das verbleibende Sehvermögen optimal zu nutzen.
Eine fundierte Beratung bei Niedrigsehfähigkeit zielt darauf ab, das verbleibende Sehvermögen mit allen verfügbaren Mitteln optimal zu nutzen. Die individuelle Situation der Sehbeeinträchtigungen wird durch Tests und Gespräche ermittelt. Je nach den Bereichen des Alltags, in denen eine Verbesserung der Nutzung des verbleibenden Sehvermögens gewünscht ist, können die besten Hilfsmittel bestimmt werden.